Tourenbericht Hochtourenkurs 2024

Dieser Bericht stammt von Manfred Fischer. Herzlichen Dank hierfür.

Nachdem unser Kursleiter Peter Lindenmaier alle Kursteilnehmer Ende Juni zu einem ersten Kennenlern-Treffen in die Kletterhalle zu Thalkirchen eingeladen hatte und wir uns erstmals beschnuppern konnten, wuchs die Vorfreude täglich bis es endlich soweit war und wir uns auf den Weg machten ins Großglocknergebiet mit Ziel Oberwalderhütte zu Fuße des oberen Pasterzenbodens. Sah man sich bis dahin mit einem überdurchschnittlich verregneten und launischen Frühsommer konfrontiert, so hatte der Wetterfrosch viel Verständnis für uns und ein vielversprechende Wetterprognose verkündete überwiegend stabile und sonnige Bergtage.

Bei bestem T-Shirt Wetter stiegen wir, Nina, Flo, Sarah, Tyll, Alfred und Manfred mit unserem Hochtourenkursleiter Peter Lindenmaier zur Oberwalderhütte die auf knapp 3000 mtr. liegt auf. Nachdem wir dort eingecheckt haben gab es vor dem Abendessen noch einen Spaziergang an den Gletscherrand, auch nach dem Abendessen gab es noch etwas Theorie.

Der folgende morgen zeigte sich zunächst etwas wolkenverhangen und frisch. Nichtsdestotrotz gut gelaunt marschierten wir zum Gletscherrand, bildeten eine Seilschaft und unternahmen eine erste Exkursion mit Steigeisen und Eispickel. Peter vermittelte uns an einigen Unebenheiten des Gletschers verschiedene Steigeisentechniken und die Zuhilfenahme des Eispickels beim Überqueren von Stufen im Gletscher.

Wir erlernten den Umgang mit der Eisschraube und das Setzen eines T-Ankers mit dem Eispickel, auch „toter Mann“ genannt. Nach so viel intensiver Wissensvermittlung sollte die Besteigung des Vorderen Bärenkopfes (3249 mtr.) den Gletschertag noch abrunden. Leider nebelte es uns hierbei kräftig ein je höher wir stiegen. So betrug die Sicht am Gipfel wohl keine zehn Meter. 

Der Montag bot uns dann wie prognostiziert wieder tiptop Bergwetter bei strahlendem Sonnenschein und tiefblauem Himmel. Die am Vorabend im Theorieraum bereits geübte Lose Rolle zur Spaltenbergung konnten wir dann an einer schönen Abbruchkante des Gletschers in die Praxis umsetzen. Jeder durfte mal über die Abbruchkante runter und in die Tiefen Spalten blicken. Erstaunt stellten wir fest mit welcher Leichtigkeit es möglich ist, ein Spaltensturzopfer mittels einer modernen Seilklemme, genannt „Micro Traxion“ wieder hochzuziehen. Das ist vor allem bei einer kleinen Dreierseilschaft sehr vorteilhaft. Ebenso erstaunlich mit welcher Leichtigkeit eine Sechserseilschaft ein Spaltensturzopfer mit wenig Kraftaufwand wieder an die Gletscheroberfläche befördert! 

Zum Abschluss gab es noch eine unangeseilte Exkursion übers Blankeis zwischen beeindruckende Gletscherspalten hindurch. Vorsicht – Diese Art von Spaziergang birgt absolute Suchtrisiken!

Der Dienstag war dann unser Gipfeltag. Nachdem wir ihn jetzt tagelang aus der Entfernung und von unten gesehen haben wollten wir nun natürlich hinaauuuf auf den Johannisberg. Nicht aud die weiter entfernte unscheinbarere Hohe Riffl sondern auf die majestätische Pyramide des Johannisbergs mit seinen 3453 Metern die uns seit Tagen anlachte wollten wir hinauf! Das Bergwetter setzte dem vom Vortag nochmals ne Schippe drauf bezüglich Strahlkraft der Sonne und azurblauen Himmels. Lediglich je nach Geländeexposition pfiff unserer Seilschaft ein ordentlicher Wind entgegen. Der Schnee begann bereits im Aufstieg zu schmelzen und lief in Form von Wasser den Gletscher hinunter. So konnte man durch den Schneematsch auch schnell mal mit dem Fuß in einer der dünnen Gletscherspalten hängenbleiben die unseren Weg querten. Wir waren ja nun gerüstet für sämtliche Widrigkeiten nach solch intensiver Ausbildung. Jedoch mussten wir von unseren neu erworbenen Fähikeiten keinerlei Gebrauch machen. Der Gletscher selbst habe diverse freiliegende Stellen am Johannisberg die es im Jahr zuvor noch nicht gab. Auch sei die Eisdicke wieder um einige Meter zurückgegangen und habe die Landschaft verändert so das die Wegwahl mittlerweile jährlich neu bewertet werden muss gab uns Peter mit auf den Weg.

Auf dem Gipfel des Johannisbergs hatten wir eine unglaubliche Rundumsicht. Der Großvenediger und das große Wiesbachhorn sowie der Großglockner selbst waren zum Greifen nah. Lediglich ein starker Wind zog über den mittlerweile eisfreien Gipfel so das wir für die Gipfelbrotzeit eine Vertiefung in der windabgewandten Seite wählten. Irgendwann mussten wir mit dem Abstieg beginnen und es war ein Leichtes sich nasse Füsse zu holen aufgrund der Flüsse die mittlerweile am frühen nachmittag den Gletscher hinunterliefen und gurgelnd in diversen Spalten verschwanden. Wir konnten  in den vier Tagen unserer Anwesenheit die zunehmende Ausaperung des Gletschers beobachten die täglich fortschritt. 

An der Sonnenterasse der Oberwalder Hütte zeigte Peter uns noch die mit Sicherheit auch sehr wichtige Selbstrettung aus der Gletscherspalte die auch „Münchhausentechnik“ genannt wird.

Zur Oberwalderhütte selbst gibt es noch zu sagen das Sie was Kulinarisches anbetrifft nicht nur durch ihre „all you can eat“ Halbpension besticht sondern auch geschmacklich. Zudem sind die Wirtsleut sehr symphatisch und es herrschen lockere Umgangsformen. 

Wir hätten gern noch länger bleiben können, das Wetter machte uns keinen Strich durch die Rechnung. Aber Peter hat uns genug gezeigt und mit auf den Weg gegeben in drei sehr intensiven Kurstagen. Diese neu erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten  sind der Türöffner zu neuen Bergabenteuern und erschließen neue Horizont. Vielen vielen Dank nochmals von uns allen an dich Peter, es waren drei Tage die uns im Leben weiterbringen werden!

Manfred Fischer